Die negativen Folgen von zu viel Bettruhe

Genügend Ruhe und Schlaf ist für den menschlichen Körper sowie die Psyche ausserordentlich wichtig, das wissen wir alle. Doch wussten Sie auch, dass zu viel Bettruhe über einen längeren Zeitraum schädlich für Ihre Gesundheit sein kann? Gerade Menschen, die von chronischer Müdigkeit, Erschöpfung und Schwäche geplagt sind, z.B. mit Long-Covid-Syndrom, legen sich auch tags oft ins Bett, was natürlich verständlich und nachvollziehbar ist. Sie haben jedoch sicher auch schon erlebt, dass man bei zu langem Schlafen oder Liegen noch müder wird. Liegt man langfristig zu viel, gerät man in einen Negativkreislauf und wird immer noch schwächer und schadet Körper und Psyche zusätzlich.

Gerade bei Long Covid, insbesondere wenn die Lungen mitbetroffen sind, kann es für den Körper grosse Nachteile haben, wenn man wochenlang einen grossen Teil des Tages im Bett liegt. Der Mensch ist nun einmal für die Bewegung geschaffen. Wenn Muskeln zu wenig bewegt werden, leidet der Körper bereits nach relativ kurzer Zeit an Schwäche, denn die Muskelmasse nimmt um rund 15% pro Woche ab. Auch auf das Herz und das Herzkreislaufsystem wirkt sich Bewegungsmangel negativ aus; er trägt zu einem Blutrückstau in den Venen bei und erhöht dadurch das Thrombose-Risiko. Schon nach rund acht Tagen Bettruhe erhöht sich der Herzschlag um 10-15 Schläge pro Minute. Nach zwei Wochen werden weniger rote Blutkörperchen produziert, daher verschlechtert sich auch der Sauerstofftransport und die Lungenkapazität nimmt ab. Atemnot, niedrige Sauerstoffwerte und gar eine Lungenentzündung können die Folge sein. Im Liegen kann man schlechter durchatmen, weshalb Bereiche der Lunge nicht richtig belüftet werden, was das Risiko für eine Lungenentzündung um rund 56% erhöht. Nicht nur die Venen, sondern auch die Lymphgefässe sind von regelmässiger Muskelbewegung abhängig; die lymphatische Durchblutung wird bei langer Bettruhe zu fast 65% reduziert. Dies hat wiederum Auswirkungen auf unser Immunsystem, denn das Lymphsystem ist ein wichtiger Teil unseres Abwehrsystems, es ist unter anderem für die Bekämpfung von Infektionen zuständig. Auch die Knochen sind auf regelmässige Bewegung angewiesen, fehlt diese, droht langfristig die Gefahr von Knochenabbau.

Auch den Nieren tut Bettruhe nicht gut und kann bei manchen Menschen gar zu Nierensteinen führen, besonders wenn man gleichzeitig zu wenig trinkt und sich schlecht ernährt. Auch die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden werden durch langes Liegen beeinträchtigt, Depressionen können zunehmen. Aus all diesen Gründen ist es wichtig, den Körper langsam wieder zu mobilisieren und aktiv zu werden, sodass der Negativkreislauf durchbrochen werden kann. Kleine Schritte sind ein guter Start in die richtige Richtung. Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft und am Tageslicht, am besten in verständnisvoller und ermutigender Begleitung, sind sehr zu empfehlen. 

Vera Renate Torosian